»Blue Hotel« - Eine musikalisch-literarische Hommage an Grandhotels und Absteigen

»Wie andere Männer zu Heim und Herd, zu Weib und Kind heimkehren, so komme ich zurück zu Licht und Halle, Zimmermädchen und Portier.«

(Joseph Roth: Ankunft im Hotel)

Hotels sind Sehnsuchtsorte, sind das Adelsschloss der Bürgerlichen, Heimat für Heimatlose, Asyl für Vertriebene und Rückzugsort für Verliebte. Im Hotel begegnen sich Fremde, als seien sie Freunde, der Portier kennt die Namen der Gäste – doch kennt er auch ihre Geheimnisse? Was spielt sich ab hinter den verschlossenen Türen eines Hotels?

Zahlreiche Schriftsteller konnten sich der Faszination dieser Orte nicht entziehen, sie bewohnten wochen-, monate- und auch jahrelang mondäne Hotelpaläste und einfache Pensionszimmer. Große, weltberühmte Grandhotels aber auch kleinste Gasthäuser und Pensionen waren (und sind noch immer!) Schauplätze für Geschichte und Geschichten. Klaus Mann und Joseph Roth, Vicki Baum und Agatha Christie, Arthur Hailey, Annemarie Schwarzenbach und Stefan Zweig lebten und schrieben im Hotel. In ihren Romanen und Erzählungen, Gedichten und Reportagen ist das Hotel mehr als ein Schauplatz. Es ist Lebensbühne, Traumwelt und literarisches Motiv.
Marion Bösker, Johannes Steck und »Unsere Lieblinge« (Stefan Noelle und Alex Haas) begeben sich in dem »Blue Hotel« auf einen literarisch-musikalischen Streifzug durch den Mikrokosmos Hotel. Sie treten eine Reise durch das Hotel an – beginnen bei der Drehtür, gehen zur Rezeption, durch Flure, Halle, Zimmer, Bar und Lift - und begegnen dabei den Menschen, die in einem Hotel leben und lieben, residieren und arbeiten.

Die Passagen aus klassischen und modernen Hoteltexten (Wilhelm Busch, Joseph Roth, Ali Smith, Annemarie Schwarzenbach, Robert Gernhardt, Agatha Christie, Richard Reich, Thomas Mann u.a.) werden kommentiert und ergänzt durch eine besondere Musikcollage: »Unsere Lieblinge« besingen die Sehnsucht im Hotel, erzählen von Rausch und Verzweiflung, Begierde und Hoffnungslosigkeit, Ankunft und Abreise. Alex Haas und Stefan Noelle interpretieren die oftmals bekannten Lieder dabei mit ihren Mitteln völlig neu: nur mit Close-Harmony-Gesang und instrumentiert mit Kontrabass, Snare-Drum und Becken, entsteht ein Soundtrack, der zwischen Jazz und Blues, Schlager und Experiment changiert.

Lesung: Johannes Steck
Musik: »Unsere Lieblinge« (Stefan Noelle und Alex Haas)
Konzeption, Moderation: Lesung: Marion Bösker

Spieldauer: 80 Minuten ohne Pause